Tests mit Würmern in der Morbus-Crohn Therapie

By | 27. November 2014

Mit Parasiten Autoimmunkrankheiten wie Morbus Crohn heilen? Bereits vor einigen Jahren haben Forscher in den USA und Europa das Thema aufgegriffen, um mit Hilfe von Wurmeiern das Immunsystem zu beeinflussen. Eindeutige klinische Studien, welche die Wirksamkeit dieser Therapie belegen, sind bislang jedoch gescheitert.

Ursachen von Morbus Crohn unklar

Welchen Ursachen Morbus Crohn genau zugrunde liegt, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Aus diesem Grund gibt es auch keine ursachenbezogene Therapie und keine definitive Heilung. Neben genetischen Aspekten und einigen Risikofaktoren, welche wohl die Krankheit begünstigen, spielen Umwelteinflüsse ebenso eine Rolle.

Leben wir zu sauber?

Unter Berücksichtigung des Hygieneaspekts fällt auf, dass Autoimmunkrankheiten wie Morbus Crohn in den Industrieländern mit hohem Hygienestandard viel häufiger auftreten als beispielsweise in Entwicklungsländern, in denen mangelnde sanitäre Verhältnisse noch immer zu verunreinigtem Wasser führen und Parasiten häufig den Magen-Darm-Trakt der Bevölkerung befallen. In den westlichen Ländern spielt der Befall des menschlichen Körpers mit Würmern nahezu gar keine Rolle mehr.

Mehr zu dieser Thematik im Artikel „Dänische Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen Landleben und Morbus Crohn“

Bereits in der Vergangenheit Erfolge mit der Wurm-Therapie

Forscher haben in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass Parasiten unserem Immunsystem eine wichtige Rolle zukommen lassen können. Sie glauben, dass sich mit dem Einsatz von Würmern Autoimmunkrankheiten wie Morbus Crohn erfolgreich behandeln lassen. Parasiten sollen das Immunsystem davon abhalten, körpereigene Zellen anzugreifen, so wie es bei dieser Art Erkrankungen typisch ist. Möglicherweise öffnen Wurm-Behandlungen sogar den Weg für neue Therapien.

In den Jahren 2004 konnte Joel Weinstock, US-amerikanischer Mediziner und Forscher an der Tufts Universität Boston zeigen, dass diese Art der Therapie helfen kann und hatte Morbus Crohn-Betroffene erfolgreich mit Eiern des Schweinepeitschenwurms behandelt. Daran wollten auch Pharmaunternehmen anknüpfen und testeten 2010 bis 2013 den Schweinepeitschenwurm an mehr als 500 Betroffenen. Studien darüber liefen jeweils in den USA sowie in Europa.

Ergebnisse der Studien sind jedoch ernüchternd

Die nun veröffentlichten Ergebnisse haben die Erwartungen der Forscher gedämpft. Zwar haben viele Teilnehmer im Verlauf der Wurmkur eine Verbesserung verspürt, allerdings fühlten sich auch viele Betroffene, die ein Placebo-Präparat erhalten haben, deutlich besser. Diese erhielten keine Wurmeier, sondern lediglich ein Scheinmedikament.

Aufgrund der Tatsache des ausgeprägten Placeboeffekts ist es laut Joel Weinstock unmöglich zu zeigen, dass ein Medikament funktioniert. Dies bedeutet wiederum nicht, dass der Einsatz der Wurmeier nicht geholfen hat, sondern lediglich, dass die Studie keinen Beleg dafür liefert. Ein Grund für den hohen Placeboeffekt könnten auch die Studienteilnehmer selbst sein, die Naturheilverfahren eine große Bedeutung zusprechen. Weinstock geht davon aus, dass es am Design der Studie lag, dass die Wurmeier keine klare Wirkung gezeigt haben.

Jürgen Schölmerich, Leiter der europäischen Studie und ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Frankfurt, sieht die Ergebnisse der Studie etwas anders. Gemäß einer Analyse der Laborwerte haben diese sich nicht großartig geändert. Sowohl CRP, ein Entzündungsprotein sowie Calprotectin, ein Protein, das von Entzündungsstellen freigesetzt wird, waren zu Beginn erhöht und blieben auch erhöht. Dies bedeutet also, dass sich die Darmentzündung auch bei den Betroffenen nicht gebessert hat, die Wurmeier angewendet haben.

Zwei weitere Studien zur Wirksamkeit der Wurmeier

Dennoch sind Forscher der Meinung, dass Parasiten positiven Einfluss auf Autoimmunerkrankungen haben können. Aktuell werden die Eier des Schweinepeitschenwurms noch in zwei weiteren Studien getestet: zum einen zur Behandlung von Multiple Sklerose-Erkrankten, zum anderen wird untersucht, ob diese die Symptome rheumatoider Arthritis verbessern können.

Forscher geben die Hoffnung nicht auf

Sowohl Joel Weinstock als auch Jürgen Schölmerich sind weiterhin der Ansicht, dass Parasiten einen Einfluss auf Autoimmunerkrankungen haben. Für Schölmerich ist neben anderen Faktoren weiterhin die Hygienehypothese erklärend dafür, dass vermehrt Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn auftreten.

Weinstock ist ebenfalls davon überzeugt, dass Parasiten die Überreaktion des Immunsystems bei Autoimmunkrankheiten eindämmen können. Fraglich ist dabei, ob tierische Parasiten, die sonst nicht auf den Menschen übergehen, die gleiche Immunreaktion hervorrufen wie solche, die beim Menschen auftreten können.

Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Betroffene derzeit mit tierischen Parasiten behandelt werden. Hierbei handelt es sich um lebende Organismen, die haltbar gemacht und gelagert werden müssen.

Zukünftig möchte Weinstock Betroffene nicht mehr mit lebenden Parasiten behandeln, sondern daraus Medikamente entwickeln.