So verhindert Vedolizumab Darmentzündungen

Neue Alternative für CED-Patienten

Klinische Studien zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen belegen das medizinische Potenzial des neuen Wirkstoffes Vedolizumab

Vedolizumab ist ein Antikörper, der gezielt an die Integrine an der Oberfläche dieser Entzündungszellen im Blut bindet und diese damit blockiert. Dadurch wird die Einwanderung weiterer Entzündungszellen in die Darmwand verhindert und die Entzündungsaktivität in der Darmwand heruntergefahren – die Darmschleimhaut kann sich regenerieren. Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfälle bessern sich. Vedolizumab eignet sich für Patienten mit mittelschweren bis schweren aktiven Formen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Wirksamkeit und Sicherheit von Vedolizumab in Studien sehr gut belegt

Vedolizumab wurde in klinischen Studien bei über 3.300 Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn untersucht. Dies sind die bisher größten klinischen Studien für ein neues Medikament zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Hier können Sie eine Pressemeldung zu den Ergebnissen der Studie herunterladen. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass Vedolizumab eine wirksame Behandlung für viele Patienten sowohl mit Colitis ulcerosa als auch mit Morbus Crohn darstellt. Vedolizumab verbesserte in den Studien nicht nur die Beschwerden und damit die Lebensqualität der behandelten Patienten, sondern führte vielfach auch zu einer Abheilung der sichtbaren Entzündung der Darmschleimhaut. Häufig berichtete Nebenwirkungen waren im Wesentlichen dieselben wie unter einem wirkstofffreien Scheinmedikament (Placebo).

Vedolizumab für mittelschwere bis schwere aktive CED-Formen

Vedolizumab wird zur Behandlung von mittelschweren bis schweren aktiven Formen von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn bei Erwachsenen eingesetzt, die auf herkömmliche Immunsuppressiva (z. B. Azathioprin und Kortikosteroide) oder Anti-TNF-Behandlung (z.B. Infliximab oder Adalimumab)unzureichend angesprochen haben oder nicht mehr ansprechen bzw. die diese Medikamente nicht vertragen. Hier können Sie den Beipackzettel eines Medikaments herunterladen, in dem der Wirkstoff Vedolizumab genutzt wird.

Entzündungszellen in den Blutgefäßen des Darms heften sich mithilfe von so genannten „Andockhilfen“, den Integrinen, an die Darmwand und schädigen sie. Die Abbildung zeigt ganz rechts eine solche Entzündungszelle, die sich durch die Blutgefäßwand in das Darmgewebe „hinausquetscht“. Eine Entzündungszelle, deren Integrine dagegen durch den Wirkstoff Vedolizumab blockiert wurden (siehe Zelle mit den grün markierten Integrinen), kann sich nicht an die Darmwand heften und so auch keine Entzündungen auslösen.

Langfristige Behandlung mit Vedolizumab ist wichtig

Vedolizumab verhindert das Eintreten neuer Entzündungszellen in das Darmgewebe. Bestehende Entzündungsherde werden dadurch im Verlauf der Behandlung nicht mehr durch neue Entzündungszellen „angefeuert“ – der Entzündungsherd beruhigt sich und das Darmgewebe kann sich erholen. Deshalb ist es sehr wichtig, die vom Arzt vorgegebenen Behandlungstermine einzuhalten und die Behandlung mit Vedolizumab nicht vorzeitig abzubrechen, wenn keine rasche Verbesserung der Beschwerden in den ersten Wochen eintritt. Auch nach Eintritt einer Besserung oder Beschwerdefreiheit ist eine längerfristige Behandlung mit Vedoluzimab empfehlenswert, um ein Wiederaufflammen zu vermeiden.

Darmselektive Behandlung bei Morbus Crohn mit Vedozulimab

Die bisherigen Medikamente zur Behandlung von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen: Die sogenannten Immunsuppressiva hemmen relativ unspezifisch, d.h. im ganzen Körper, die Aktivität des Immunsystems und unterdrücken so auch die Entzündung im Darm. Daneben gibt es Wirkstoffe, die den Entzündungsbotenstoff TNF-alpha blockieren. Diese sogenannte Anti-TNF-Therapie setzt zwar etwas spezifischer am Immunsystem an, hemmt jedoch ebenso wie Immunsuppressiva Immun- und Entzündungsprozesse im ganzen Körper. Das ist der Grund, weshalb unter diesen Behandlungen Nebenwirkungen auch außerhalb des Magen-Darm-Traktes auftreten können. Zu einer ganz neuen Substanzklasse gehört dagegen Vedolizumab. Es wirkt ganz gezielt am Darm – also genau da, wo die Entzündung verringert werden soll.Es ist daher eine gute Verträglichkeit zu erwarten.

Vedolizumab als Infusionslösung in der Arztpraxis

Vedolizumab wird in einer Infusionslösung aufgelöst und unter ärztlicher Aufsicht über eine Armvene in den Körper infundiert. Das dauert ca. 30 Minuten pro Behandlungssitzung. Nach den ersten beiden Infusionen bleiben Sie noch zwei, nach allen weiteren Infusionen noch eine Stunde unter Beobachtung, um sicherzugehen, dass Sie die Behandlung gut vertragen. Die ersten beiden Infusionen erhalten Sie im Abstand von zwei Wochen, die dritte Infusion vier Wochen nach der zweiten. Alle folgenden Infusionen werden in Abständen von acht Wochen verabreicht. Sollte die Wirkung nicht zufriedenstellend ausfallen, können nach Entscheidung des Arztes weitere Infusionen zwischengeschaltet werden. Sollte die Wirkung im Laufe der Zeit nachlassen, kann die Behandlung auch alle vier Wochen wiederholt werden. Zu jeder dieser Infusionen müssen Sie in die Arztpraxis oder das Krankenhaus des Arztes Ihrer Wahl kommen.

Wie lange dauert eine Behandlung mit Vedolizumab?

Auch wenn eine Verbesserung oder Beschwerdefreiheit durch Vedolizumab erreicht wurde, ist es wichtig, die Behandlung trotzdem fortzusetzen. Obwohl keine oder wenige Beschwerden bestehen, kann die Entzündung im Magen-Darm-Trakt unbemerkt noch weiter vorhanden sein. Um einer solchen schleichend fortschreitenden Entzündung oder einem Wiederaufflammen von Symptomen vorzubeugen, sollte die Behandlung mit Vedolizumab auf jeden Fall langfristig fortgesetzt werden.

Mögliche Nebenwirkungen von Vedolizumab

Wie bei jeder wirksamen Arzneimittelbehandlung kann es auch bei der Therapie mit Vedolizumab zu unerwünschten Wirkungen kommen. In den klinischen Medikamentenstudien wird sehr genau und gezielt untersucht, ob ein Medikament zu solchen unerwünschten Wirkungen führt. In der bisherigen wissenschaftlichen Prüfung hat Vedolizumab ein günstiges Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil bewiesen. Wenn unter Vedolizumab Nebenwirkungen aufgetreten sind, waren diese oft geringfügig und auch bei Patienten, die mit dem Scheinmedikament behandelt wurden, zu beobachten.

Kann Vedolizumab mit anderen Medikamenten eingenommen werden?

Bisher gibt es keine Hinweise, dass die gleichzeitige Einnahme von Kortikosteroiden, Immunmodulatoren oder Aminosalicylaten die Wirksamkeit von Vedolizumab beeinträchtigt oder umgekehrt. Kortikosteroide (z. B. Kortison) konnten unter Behandlung mit Vedolizumab in den klinischen Studien meist niedriger dosiert oder sogar ganz abgesetzt werden, ohne dass es zu einer Verschlimmerung der Symptome kam. Eine Verringerung der Kortikosteroide ist erwünscht, da sie umso häufiger Nebenwirkungen auslösen, je länger sie angewendet werden und je höher sie dosiert werden müssen.